„Legen wir los, wir haben nicht viel Zeit.“ Nein, es ist keine entspannte Woche für Michael Cheng und Michael O’Shaughnessy. Ein Termin jagt den nächsten. Ein Gespräch das andere. Der Managing Director der BrüggemannChemical Asia, Ltd. und der President der BrüggemannChemical U.S., Inc. sind seltene, wenn auch gern gesehene Gäste in Heilbronn. Im „Mutterschiff“, wie sie selbst augenzwinkernd sagen. Trotz straffem Zeitplan ist die Stimmung gut zwischen den beiden Zweigniederlassungsleitern aus Hongkong und Nordamerika. Vorname, Brille und das leicht schüttere Haar seien damals Einstellungskriterien gewesen, scherzt Michael aus den USA. Nur einmal im Jahr findet das Brüggemann’sche Unternehmens-Universum in dieser Konstellation zusammen, müssen die beiden Tochtergesellschaften Rechenschaft ablegen über das jeweilige Geschäftsjahr, werden nicht zuletzt neu entwickelte Strategien einer internationalen Prüfung unterzogen. Beide verstehen sich nicht „nur“ als verlängerten Arm des Vertriebs. „Ich widme mich mehr und mehr der Geschäftsentwicklung, lote mit den Produktmanagern in Heilbronn aus, welche neuen Produkte zum asiatischen Markt passen könnten. Ich beobachte den Markt und stoße Entwicklungen an“, sagt Michael Cheng.
Er baut im Juli 2006 die Niederlassung in Hongkong mit auf, fängt klein an, erstellt Kundenprofile, analysiert den Markt und trifft strategische Grundsatzentscheidungen, auf die Brüggemann heute verlässlich bauen kann. Michael O’Shaughnessy ist seit gut zwei Jahren dabei. Er übernimmt die Niederlassung am Newtown Square 2016 von Ed McDade, der die US-Tochtergesellschaft 1990 ins Leben rief – in einer Garage, so erzählt man sich. Es sei das internationalste und kulturell offenste Chemie-Unternehmen, für das er je gearbeitet habe, sagt O’Shaughnessy und meint damit: „Die Firma ist sehr progressiv und offen gegenüber neuen Ansätzen und neuen Menschen. Allen geht es in erster Linie um Wertschöpfung, darum, Dinge voranzubringen. Egal an welchem Standort sich jeder befindet. In diesen Angelegenheiten ziehen wir alle an einem Strang.“ Schwaben, USA, Hongkong, das geht gut zusammen, findet auch Michael Cheng: „Geschäft ist Geschäft, so lange es durchdacht und vernünftig ist. Was gut für Heilbronn ist, ist auch gut für uns in Hongkong.“ Und natürlich auch umgekehrt. Wichtige Impulse für die Geschäftsentwicklung kommen eben immer auch aus Übersee – auch im Bereich Forschung und Produktentwicklung.
Bleibt zwischen den Turbulenzen ein wenig Zeit, nutzt Michael O’Shaughnessy diese für eines seiner berüchtigten „Freitagnachmittags-Experimente” im niederlassungseigenen Forschungslabor. Eine seiner so entstandenen Arbeiten im Bereich Emulsionspolymerisation, „Redox for Main Polymerization of Emulsion Polymers“, wurde unlängst mit dem Pflaumer Honors Award bei der Eastern Coatings Show 2017 ausgezeichnet. „Das macht uns sehr stolz“, sagt Michael O’Shaughnessy. An anderer Stelle überwiegt dann wieder die Zurückhaltung. Über Zahlen reden beide nicht gerne. Sie wissen, dass sie einen signifikanten Beitrag zum Output der Bereiche Industriechemikalien und Kunststoffadditive leisten, jeweils etwa 15 Prozent des Gesamtumsatzes gehe auf ihre Konten, mutmaßen sie. Tendenz steigend. Die Nische, die Brüggemann bedient, ist auch im Ausland sehr gefragt. „Unsere Kunden in den USA kaufen nicht unbedingt ein deutsches Produkt, sondern eins, das einen Zusatznutzen für ihren Herstellungsprozess bietet”, so Michael O’Shaughnessy. Brüggemann beliefert heute Kunden in mehr als 50 Ländern und verzeichnet eine Exportquote höher als 65 Prozent. Mit seinen internationalen Niederlassungen rückt das Unternehmen ein gutes Stück näher an seine Kunden heran. Besonders der asiatisch-pazifische Raum birgt weiteres Wachstumspotenzial. „Vietnam und Indonesien sind als Märkte sehr interessant für uns“, so Michael Cheng.
Es klopft, das Smartphone surrt, der nächste Termin ruft. Michael und Michael machen sich wieder auf den Weg durch das schwäbische „Mutterschiff“. Hier ein Lächeln, da ein Schulterklopfen.
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